From 2bfdec059f1b83ba24df9ab2f5abb92e390e0f33 Mon Sep 17 00:00:00 2001 From: Everton Zanella Alvarenga Date: Sun, 4 Aug 2013 22:55:33 -0300 Subject: [PATCH] Adding German version. --- manifesto-de.txt | 70 ++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++ 1 file changed, 70 insertions(+) create mode 100644 manifesto-de.txt diff --git a/manifesto-de.txt b/manifesto-de.txt new file mode 100644 index 0000000..98a1914 --- /dev/null +++ b/manifesto-de.txt @@ -0,0 +1,70 @@ + +Information ist Macht. Und wie bei jeglicher Macht gibt es jene, die sie für +sich behalten wollen. Das komplette wissenschaftliche und kulturelle Erbe der +Welt, über Jahrhunderte in Büchern und Fachzeitschriften veröffentlicht, wird +mehr und mehr von einer Handvoll privater Konzerne digitalisiert und +weggeschlossen. Möchtest du die Papers mit den bekanntesten wissenschaftlichen +Ergebnissen lesen? Dann musst du enorme Summen an Verleger wie Reed Elsevier +senden. + +Einige Leute wehren sich, um dies zu ändern. Die Open-Access-Bewegung kämpfte +tapfer um dafür zu sorgen, dass Wissenschaftler ihre Urheberrechte nicht +abgeben, sondern stattdessen sicherstellen, dass ihre Arbeit im Internet +veröffentlicht ist, unter Bedingungen, die jedem darauf Zugriff erlauben. Aber +selbst im besten Fall wird sich ihre Arbeit nur auf zukünftig veröffentliche +Werke auswirken. Alles vor dem jetzigen Zeitpunkt wird verloren sein. + +Dieser Preis ist zu hoch. Akademiker zwingen, für das Lesen der Arbeiten ihrer +Kollegen Geld zu bezahlen? Komplette Bibliotheken scannen, aber nur +Google-Angestellten erlauben, sie zu lesen? Studenten von Elite-Universitäten +der Ersten Welt wissenschaftliche Artikel bereitstellen, aber nicht für Kinder +im globalen Süden? Es ist abscheulich und inakzeptabel. + +»Ich stimme zu,« sagen viele, »aber was können wir tun? Den Firmen gehören die +Urheberrechte, sie machen durch die Zugriffsgebühren enorm viel Geld, und alles +ist vollkommen legal – wir können nichts tun, um sie zu stoppen.« Aber wir +können etwas tun, etwas was bereits getan wird: Wir können zurückschlagen. + +All jene, die Zugriff auf diese Ressourcen haben – Studenten, Bibliothekare, +Wissenschaftler – euch wurde ein Privileg gegeben. Ihr könnt an diesem Bankett +des Wissens speisen, während der Rest der Welt ausgesperrt ist. Aber ihr müsst +dieses Privileg nicht – tatsächlich könnt ihr es moralisch nicht – für euch +selber behalten. Ihr steht in der Pflicht, es mit der Welt zu teilen. Und ihr +macht es bereits: Passwörter an Kollegen weitergeben, Sachen für Freunde +herunterladen. + +Währenddessen bleiben die Ausgesperrten nicht einfach untätig. Ihr seid durch +Löcher geschlüpft und über Zäune geklettert, habt die von Verlegern +weggeschlossene Information befreit und sie mit euren Freunden geteilt. + +Aber all dies läuft im Dunkeln ab, versteckt im Untergrund. Es wird Diebstahl +und Raubkopieren genannt, als ob das Teilen eines Wissensschatzes das morale +Äquivalent zu einer Schiffsplünderung und Ermordung der Crew wären. Aber Teilen +ist nicht unmoralisch – es ist ein moralischer Imperativ. Nur jene von Habgier +geblendeten würden einem Freund verweigern, eine Kopie zu erstellen. + +Große Konzerne sind natürlich von Habgier geblendet. Das ist bedingt durch die +Gesetze, unter denen sie agieren – ihre Shareholder würden sich mit weniger +nicht zufrieden geben. Und ihre gekauften Politiker verteidigen sie; erlassen +Gesetze, welche ihnen die exklusive Entscheidungsmacht geben, wer Kopien +anfertigen darf. + +Es ist keine Gerechtigkeit, ungerechte Gesetze zu befolgen. Es ist Zeit, ins +Licht zu gehen und, in der großen Tradition zivilen Ungehorsams, unseren +Widerstand gegen diesen kulturellen Diebstahl an der Öffentlichkeit zu +verkünden. + +Wir müssen Information nehmen, egal wo sie gespeichert ist, unsere Kopien machen +und diese mit der Welt teilen. Wir müssen Sachen nehmen, deren Urheberrecht +abgelaufen ist und es zum Archiv hinzufügen. Wir müssen geheime Datenbanken +kaufen und diese online stellen. Wir müssen wissenschaftliche Fachzeitschriften +herunterladen und sie auf File-Sharing-Seiten hochladen. Wir müssen für Guerilla +Open Access kämpfen. + +Mit genügend von uns, weltweit, werden wir nicht nur eine starke Botschaft gegen +die Privatisierung von Wissen senden – wir werden es vollständig abschaffen. +Wirst du dich uns anschließen? + +Aaron Swartz + +Juli 2008, Eremo, Italien